Was bringt eine Psychologiestudentin aus Hannover dazu, ihr Leben umzukrempeln und eine Surfschule in Andalusien zu eröffnen? Henny hat genau diesen mutigen Schritt gewagt. Seit zehn Jahren lebt sie in einem malerischen Küstenort, wo sie ihre Leidenschaft für das Surfen auslebt und mit anderen teilt. Ich hatte das Vergnügen, Henny während eines Aufenthalts in Spanien kennenzulernen, und war sofort von ihrer inspirierenden Geschichte fasziniert. In unserem Interview erzählt Henny, warum sie Deutschland verlassen hat, wie sich das Leben als Surflehrerin lebt, was diesen Ort so besonders für sie macht und was vamos mit der ganzen Geschichte zutun hat. 

Liebe Henny, vielen Dank für deine Zeit. Könntest du uns einen kleinen Einblick in deine Welt geben? Wer bist du? Was machst du? Wo wohnst du?

Ich bin Henny und komme ursprünglich aus Hannover. Seit 10 Jahren lebe ich in Andalusien und seit 8 Jahren hier in El Palmar in Cádiz. Ursprünglich habe ich Psychologie studiert und viele Jahre als Lehrerin gearbeitet, doch meine wahre Leidenschaft gilt dem Surfen. Diese Leidenschaft teile ich mit meinem Partner. Seit drei Jahren betreiben wir nun eine Surfschule in El Palmar.

Was hat dich dazu bewogen, von Deutschland nach Andalusien auszuwandern, um dort als Surflehrerin zu arbeiten?

Mein Abenteuer begann im Jahr 2010, als ich zum ersten Mal für vamos Eltern Kind Reisen in Zahora in der bezaubernden Hacienda am Meer als Kinderbetreuerin arbeitete. Es war Liebe auf den ersten Blick. Von da an verbrachte ich immer mehr Zeit in Andalusien und entschied mich schließlich 2014 für einen festen Umzug. Zunächst arbeitete ich an der deutschen Schule in Sevilla, verbrachte aber jedes Wochenende in El Palmar und Zahora, wo ich die Wellen genoss. Das Surfen war schon immer meine große Leidenschaft. Meine Surflehrerausbildung absolvierte ich schließlich 2020 und gründete meine erste eigene kleine Surfschule.

Wie hat sich dein Leben in Andalusien im Vergleich zu Deutschland verändert?

Ach, ich lebe jetzt schon so lange hier, da kann ich das ehrlich gesagt kaum mehr vergleichen. Mein Leben war vorher von ständigem Reisen, Auslandsstudium und Arbeiten als Kinderbetreuerin bei vamos geprägt – es war immer in Bewegung.

Wie läuft ein typischer Arbeitstag in deinem Leben als Surflehrerin ab?

Oh das ist ganz unterschiedlich. Normalerweise ist es mehr oder weniger so: Der Tag beginnt mit einem Check der Wellenbedingungen. Dann bereite ich die Surfstunden vor, kümmere mich um die Boards und Neoprenanzüge und empfange die Surfschüler. Wir starten immer mit etwas Theorie und Technik am Strand – wir sprechen über die Bedingungen, die Entstehung von Wellen, Strömungen, die Ursprünge des Sports und so weiter. Nach dem Aufwärmen geht es erstmal eine ganze Zeit ins Wasser, wo wir intensiv üben. Danach folgt ein kleines Cool-Down am Strand. Anschließend werden die Neoprenanzüge und Boards gereinigt und eingeordnet. Am Nachmittag passiert oft das selbe nochmal. Zwischendurch kümmere ich mich um organisatorische Dinge wie Telefonate und die allgemeine Organisation in der Surfschule, wo immer etwas zu tun ist.

Welche sind deiner Meinung nach die besten Surfspots in Andalusien und warum?

Mein absoluter Lieblings-Surfspot ist El Palmar. Die Wellen hier sind einfach unglaublich und perfekt für alle Niveaus. Wenn El Palmar mal zu groß wird, bin ich aber auch ein großer Fan von der Welle in Caños de Meca. Es ist toll, wie vielseitig die Surfbedingungen in dieser Region sind – von sanften Wellen bis zu anspruchsvollen Breaks ist alles dabei.

Wie ist die Surfsaison in Andalusien und welche Monate sind besonders empfehlenswert für Anfänger und erfahrene Surfer?

Die Surfsaison ist definitiv von September/Oktober bis Mai, mit Wellen für alle Levels. Im Sommer sind die Wellen tendenziell kleiner, aber für Anfänger ist das in Ordnung. Tatsächlich kann man hier das ganze Jahr über surfen – es gibt immer Möglichkeiten, unabhängig von der Saison.

Hast du als Surflehrerin einen unvergesslichen Moment oder eine besondere Erfahrung erlebt?

Es gibt nichts schöneres, als zu sehen, wie meine Schüler ihre erste Welle stehen und dann zurück paddeln. Dieses Strahlen in den Augen ist einfach unbezahlbar.
Für mich persönlich gibt es viele unvergessliche Surfsessions. Einmal waren wir im Wasser und konnten im Horizont Delfine sehen. Das war wirklich ein magisches Erlebnis. Diese Verbundenheit, die man zu dem Ozean und der Natur spürt, ist einfach einzigartig. Surfen ist für mich eine der besten Erfahrungen, die ich machen durfte, und ich bin dankbar, dass ich diese Leidenschaft in der Surfschule an andere weitergeben kann.

Was empfiehlst du Menschen, die sich noch nicht aus Brett getraut haben?

Jeder sollte es mal ausprobiert haben. Man sollte auf jeden Fall wasserfest sein, also keine Angst vor den Wellen haben und schwimmen können. Ansonsten sollte man sich einfach drauf einlassen und viel Zeit im Wasser verbringen. Surfen ist ein sehr komplexer Sport, bei dem man körperlich fit sein und konstant dabei bleiben sollte, um Fortschritte zu machen. Ich kann Surfen jedem empfehlen – es ist mehr als nur ein Sport, es ist ein Lebensstil mit einer eigenen Philosophie. Für mich persönlich ist es eine der besten Sachen, die mir passieren konnte. Und es ist nie zu spät mit dem surfen anzufangen!

Was ist deiner Meinung nach so besonders an diesem Ort?

Andalusien ist die größte Comunidad und jede Provinz ist einzigartig. Hier in Cádiz haben wir mit Abstand die schönsten Strände und Landschaften. Vor allem aber liebe ich die Herzlichkeit und die Witze der Caditanos - so werden die Bewohner Cádiz genannt.

Hast du einen Insider-Tipp für unsere vamos Familien, welche anderen Aktivitäten oder Attraktionen hier in Andalusien besonders empfehlenswert sind?

In der Nähe von El Palmar liegt der kleine Ort Santa Lucía, gleich neben Vejer de la Frontera, der wie ich finde ein echter Geheimtipp ist. Der Naturpark La Breña mit seinen vielen Wanderwegen ist auch dann ein tolles Ziel, wenn die Wellen mal nicht zum Surfen einladen. Ein ganz besonderes Erlebnis bietet sich in Barbate bei La Peña de Atún, wo man  den traditionellen Almadraba-Thunfisch probieren kann, dessen Fang entlang der Küsten von Cádiz seit 2000 Jahren im Mai stattfindet.

Hacienda am Meer

Die andalusische Hacienda der Familie Benitez liegt nur 50 Meter vom kilometerlangen Sandstrand entfernt. Zwölf kleine Appartements und einige Ferienhäuser gruppieren sich um den zentralen Treffpunkt der Anlage: einen schönen Garten mit Sitzplätzen, Liegen und einem schattigen Grillplatz in der Mitte. Gemeinsam mit Henny bieten wir in der Hacienda Surfworkshops für Kinder ab 7 Jahren und Erwachsene an. 

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